Während einer Deutsch-Session vor einiger Zeit, als ich gerade versuchte, die Relevanz und Notwendigkeit von Beistrichen zu untermauern und die 12-jährige Johanna aus Graz das überhaupt nicht einsehen wollte, half mir ihr gleichaltriger, schon etwas genervter Sitznachbar weiter, indem er kurz und knapp schilderte, er sei „von dem Schmarrn auch nicht begeistert“, aber er könne ihr die Regeln erklären, zumindest so, wie er sie verstanden hatte. Was er dann auch tat und das mit Emotionen pur, einem gesunden Maß an Aggression gegenüber der Thematik und zu Johannas und meiner vollsten Zufriedenheit.
Ein Instrument zum besseren Lernen, dessen sich Easy Success im Kleingruppenunterricht automatisch bedient, ist das des „Peer Teaching“, also Schüler_innen helfen sich gegenseitig, wenn jemand bei einem Thema nicht weiterkommt.
Das Angenehme an dieser Methode ist dabei keineswegs, dass wir Nachhilfelehrer_innen mehr Zeit haben, wertvolle Kaffeekapseln aufzubrauchen oder uns am gefüllten Süßigkeitenglas gütlich zu tun und unsere Zähne mit Stollwerk zu verkleben, um noch weniger reden zu müssen.
Das geht ohnehin nebenbei.
Nein, das Geheimnis des Peer Teaching liegt darin, dass Schüler_innen untereinander auf einer Ebene kommunizieren, Dinge so erklären, wie sie von ihnen selbst verstanden wurden. Dies hat mehrere Vorteile.
Zum einen werden auf diese Weise näher gebrachte Inhalte besser aufgenommen und auch anders verarbeitet, da der Stoff auf einer natürlichen Gesprächsbasis vermittelt wird und nicht als Frontalvortrag, zum anderen kommt hier auch der Aspekt von „Lernen durch Lehren“ zum Einsatz. Das heißt, die erklärende Person wiederholt während des Wiedergebens gleichzeitig selbst den Lernstoff, fühlt sich dabei vollgepumpt mit Fachwissen, bekommt Selbstbewusstsein und kann sich danach getrost als Experte oder Expertin in diesem Bereich betrachten.
Wir Nachhilfelehrer_innen fungieren dabei als Coaches, Souffleurs und Souffleusen, steuern das Gespräch und stehen natürlich jederzeit für Fragen bereit. Die Dynamik, die sich in so einem Umfeld ergeben kann, ist faszinierend – Schüler_innen, die davor überhaupt nicht wussten, dass sie dieses Thema so verstanden hatten, dass sie es unabhängig von Tests und Prüfungen wiedergeben können, haben sofortige Erfolgserlebnisse, die Kommunikationsbasis ist kollegial und es entsteht eine Mischung aus Hörsaal- und Wohnzimmeratmosphäre, die ein angenehmes und produktives Lernklima erschafft.
Das kann nicht schlecht sein. :)
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Deutsch, Englisch und Latein
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