Jede Person, die im Englischunterricht schon einmal mit dem You & Me-Buch konfrontiert und von dessen umfangreichem Wissensinhalt erschlagen wurde, weiß, warum dieses Buch von ehemaligen Schüler_innen bis in alle Ewigkeit verehrt werden wird. Die vielen fröhlichen Lieder, die darin vorkommen, sind beängstigend eindringliche Ohrwürmer, die sich in unser Unterbewusstes fressen und für alle Zeit dort hängen bleiben.
„What's your telephone number? Tell me, tell me Sue! What’s your telephone number, is it 56702?”
Bei dieser Textzeile werden Erinnerungen wach. Das Lied und damit sämtliche Vokabeln, die damals großteils noch fremde englische Satzstellung und die Stimmung in der Klasse werden sofort wieder abgerufen. Mit diesem Gedanken ist man nicht allein.
In Italienisch habe ich die gleiche Assoziation zum Lied „Pigrantonio“ aus dem Schulbuch Progresso. Dieses Musikstück sorgt für einen über Tage andauernden Ohrwurm, während dessen geistigem Abspielen das gesamte Repertoire an den ersten antrainierten italienischen Ausdrücken abgespielt wird. Vor allem, wenn man dieses Lied damals als Strafaufgabe auswendig lernen musste. Gänsehautfeeling pur.
Einmal in den Gehörgang gelangt, kann so ein Ohrwurm unser Gehirn tatsächlich über viele Jahre, gar Jahrzehnte mit abgespeicherten Eindrücken dazu fluten. Wenn dann der Wortschatz einmal halbwegs gefestigt ist, können im Unterricht zum Glück auch Lieder eingesetzt werden, die nicht nur eingängige Melodien, sondern zusätzlich Inhalt vermitteln können. Auch im Nachhilfeunterricht kann das als Übung fürs Vokabellernen ideal genutzt werden.
Eine großartige Möglichkeit, Fremdsprachenunterricht zu fördern, ist es, Materialien aus dem direkten Umfeld der Schüler_innen einzusetzen und dadurch die intrinsische Motivation zu fördern. Was sich dazu großartig eignet, sind Lieder, die, wie schon gesagt, lockere, leicht zu merkende Melodien mitbringen. Besonders gut eignen sich dafür sogenannte „4 chord songs“, deren Aufbau aus, wie man sich vielleicht schon denken kann, immer den gleichen vier Akkorden besteht, die in verschiedensten Abfolgen unzählige Lieder ergeben können. Die Melodien sind leicht zu merken und auch die Texte landen wie von selbst im Langzeitgedächtnis. Viele englische Popsongs, die auf diesem Prinzip beruhen und in meiner frühen Kindheit im Radio liefen, kann ich jetzt noch auswendig. Und jetzt weiß ich sogar, was die Lyrics bedeuten.
Das heißt – einfach einmal als Übung gemeinsam Texte von bekannten Liedern übersetzen. Das Genre ist dabei prinzipiell egal, am einfachsten geht das Ganze natürlich mit Pop, Akustik-Sound oder sanfterem Rock. Natürlich kann man sich dabei auch nach den Favoriten der Schüler_innen richten, allerdings ist eine Übersetzung von einem Black Metal Lied, bei dem hörbar eine Fledermaus gegessen wird, vielleicht eher suboptimal.
Auch in diesem Fall lautet die Devise: Ausprobieren beim Studieren!
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Deutsch, Englisch und Latein
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