Die Zentralmatura startet in die zweite Woche. Eine weitere brennheiße Phase beginnt und dieses Mal geht es um den Teil, der am häufigsten diskutiert und in vielen Fällen auch am meisten gefürchtet wird – Mathematik. Wie viele Schüler_innen sitzen gerade in diesem Moment vor ihren Aufgabenstellungen und fragen sich verzweifelt, in welchem Leben sie dieses Beispiel im Unterricht durchgemacht haben sollten?
So einige, denk ich mir.
In dieser Hinsicht ist mir ein interessantes Phänomen ins Auge gesprungen. Ein Kontrast, den ich bis jetzt nicht wahrgenommen hatte, der im Endeffekt aber ziemlich schwer ins Gewicht fällt, wenn man die Zentralmatura als standardisierte Reifeprüfung hernimmt.
Meine Schwester hat ihre Schulausbildung in der AHS absolviert, hat sich also acht Jahre lang mit den allgemeinen Wissensvermittlungsmethoden eines Gymnasiums auseinandergesetzt, auf der anderen Seite habe ich meinen Nachhilfeschüler, der eine HTL besucht und ebenfalls aktuell am Maturieren ist. Als ich gestern dazu kam, mit beiden (unabhängig voneinander) darüber zu sprechen, fiel mir etwas auf.
Für meine Schwester ist die Mathematik-Matura der Untergang der Welt. Fluten von weitläufig interpretierbaren Antwortmöglichkeiten für die Überprüfung der Grundkompetenzen, aufgebauter Leistungsdruck durch unheilvolle, schwammige Warnungen vom Lehrkörper, gut gemeinte aber für die Situation unnütze Glückwünsche von der Verwandtschaft und die vernachlässigte Vorbereitung in ihrer Schule zollen nun ihren Tribut. Sie hatte große Angst vor der Prüfung, seit Wochen wurde nur noch für dieses Fach gestrebert, man wusste aber nicht genau, ob das Ausmaß überhaupt reichen kann. Die Nerven liegen blank und alle sind wahnsinnig froh, wenn sie das heute überstanden hat. Go, Hannah!
Wenn man die andere Seite betrachtet, wirkt diese (für mich absolut gerechtfertigte) Dramatik denkbar übertrieben. Da mein Nachhilfeschüler gestern sogar noch Zeit hatte, sich sozialen Kontakten zu widmen und allgemein relativ wenig von der Mathematik-Matura sprach, durchwühlte ich einige Meme-Seiten und stellte fest, dass die HTL-er ganz offensichtlich eine ganz andere Einstellung gegenüber diesem Fach mitbringen. Sie fühlen sich durchaus in der Lage, das mit verhältnismäßig wenig Aufwand hinzubekommen, haben einen guten Überblick über die Themenblöcke und wissen, was sie erwartet. Ich wurde sogar ein bisschen ausgelacht, als ich von der Panik bei mir zu Hause berichtete.
Wie kann das nun sein? Eine zentrale und normierte Reifeprüfung sollte doch eigentlich für alle unter denselben Voraussetzungen stattfinden, um genau das zu gewährleisten – Fairness und gleiche Chancen für alle Schüler_innen, oder? Da ich mich nun noch einmal bei diversen vertrauenswürdigen Quellen informiert habe und dadurch hinsichtlich Deutsch und Englisch schon so einiges mitbekommen habe, widme ich mich morgen noch einmal der allgemeinen Vergleichbarkeit der Zentralmatura, um das ganze große Thema damit abzuschließen.
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein
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