Der innere Schweinehund – fast jeder kennt und fürchtet ihn. Wenn die Deadline oder der Termin für eine Prüfung fixiert wurden, suhlt sich der Schweinehund genüsslich in scheinbar unendlich viel Zeit und allen Möglichkeiten dieser Welt. Er findet hundert andere Dinge, die er jetzt mit mehr Elan und Engagement in Angriff nehmen würde als die Auseinandersetzung mit banalem Lernstoff. Immerhin ist das menschliche Gehirn zu ungeahnten Höchstleistungen fähig.
Zu welchen genau beweist sich dann spätestens in den letzten Tagen vor dem Ereignis, wenn die Nächte kürzer und die Panikphasen länger werden. Dann stellt man sich irgendwann die Frage, mit welcher absurden Berechtigung man dem eigenen Verstand so unangebracht viel zugetraut hat und warum man eigentlich ein derart faules Aas ist. Gefolgt sind diese Momente der Erkenntnis meistens von tränenreichen Existenzkrisen, Schokoladeeskapaden und noch mehr Ablenkung – die Prüfung wird im Endeffekt wahrscheinlich erst recht eine Zitterpartie.
Warum neigen wir oft dazu, Dinge aufzuschieben und erst bei der letztmöglichen Gelegenheit zu erledigen?
Die Antwort ist – weil es unangenehme Dinge sind. Der Mensch ist ein Hedonist, das heißt, er versucht, alles Schöne unmittelbar und so oft wie möglich zu konsumieren, um das Gehirn mit Glückshormonen zu versorgen. Im Gegenzug dazu sagt uns, beispielsweise beim Lernen, eine kleine Stimme: „Darauf hab ich jetzt aber überhaupt keine Lust, das beschert mir kein Glücksgefühl“. Als Folge werden schlagartig sämtliche Prioritäten im Leben neu sortiert und eine zunächst unliebsam scheinende Tätigkeit (wie staubsaugen, das Auto waschen oder die Fenster putzen), die man zuvor schon ewig aufgeschoben hat, scheint plötzlich um vieles interessanter als die Beschäftigung mit dem Lernstoff. Das macht man dann, wenn man etwas anderes aufschieben möchte.
Auf diese Weise erledigt sich schlussendlich alles von selbst, nur mit viel mehr Blut, Schweiß und Tränen, als eigentlich nötig gewesen wären.
Die Bändigung des Schweinehunds ist gar nicht so einfach und erfordert ein wenig Übung. Mehr Details dazu gibt es beim nächsten Mal.
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein.
Kommentar schreiben