Das letzte Mal stand das Thema ”Finnland schafft Schulfächer ab” im Fokus meines Interesses und da mich das Ganze nach wir vor fasziniert, werde ich damit noch keine Ruhe geben.
Die immer wieder revolutionären Ideen und Umsetzungen von finnischen Schulen mögen zu Anfang zwar unkonventionell und in unserem österreichischen Schulsystem nicht realisierbar scheinen, befassen sich aber mit neuesten Studienergebnissen und dem Ziel, Unterricht für Schüler_innen erlebbarer und anschaulicher zu gestalten und damit ihre intrinsische Motivation neu zu entfachen. Mit anderen Worten: Lernen soll sich lohnen – nicht nur in Hinsicht auf Ausbildung und vielversprechende zukünftige Beruflaufbahnen, sondern auch in Hinblick die persönliche Entwicklung. Schüler_innen sollen im Rahmen eines vorbereiteten Umfelds („Lernwerkstatt“) und mit der Unterstützung und dem Coaching der Pädagog_innen so früh wie möglich herausfinden, wo ihre Stärken liegen. Eines meiner Lieblingsthemen.
Durch die gezielte Förderung entstehen individuelle Persönlichkeiten. In Österreichs öffentlichem Schulsystem, wie auch in vielen anderen Ländern, ist an eine derartige Umstellung (noch?) nicht zu denken. Es ist vorrangig darauf ausgelegt, Allgemeinwissen zu vermitteln, resultiert aber trotz zahlreicher Änderungsversuche oft darin, dass Schüler_innen standardisiertes Wissen oft angstbehaftet auswendig lernen, bulimieartig wiedergeben, schnell wieder vergessen und sich oft erst nach ihrer Schulkarriere (nach der Zentralmatura, um genau zu sein) wirklich mit ihren eigenen Interessen befassen können. Das kommt in Folge natürlich oft zu spät – zu groß ist der gesellschaftliche Druck, so schnell wie möglich ein Studium zu absolvieren. Erst wenn dann im vierten Semester die große Identitätskrise kommt, weil das Bildungssystem auch hier massive Lücken aufweist, werden die eigenen Motive hinterfragt und oft schwenkt die Studienwahl dann noch einmal (zweimal, dreimal,..) komplett.
Was uns das sagt und was wir von den Finnen außerdem noch lernen können – das gibt’s im nächsten Beitrag.
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein