Wie geht man nun als Elternteil damit um, wenn die junge Brut - die Zukunft der eigenen Pensionsversicherung, die Repräsentation der Genialität von Gencodierung - mit einem Zeugnis nach Hause kommt, das einen erst einmal schlucken lässt? „Du hattest zwar von dem Fünfer in Englisch erzählt, aber warum sind da trotzdem noch SO viele Vierer? Vor allem in Religion??“
Erst einmal kann man froh sein, dass das Kind sich dazu entschließt, mit dem Zeugnis überhaupt daheim aufzutauchen und nicht den nächsten Zug zu nehmen und sich der Schmach in einem neuen Leben weit weg hinzugeben. Das zeugt schon einmal von einer gewissen Vertrauensbasis.
Man sollte wissen, dass Kinder, die sehr „streng“ (genau definieren kann man das ja nicht) erzogen werden, eher dazu neigen, notorisch zu lügen. Der Grund dafür ist ganz ein einfacher: Gibt es bei negativen Resultaten, Vorfällen etc. Konsequenzen, die das Kind fürchtet, möchte es natürlich nicht damit hausieren gehen und erzählt nichts bzw. nicht die ganze Wahrheit. Das kann von Restriktionen bei Fernsehen und Videospielen über den klassischen Hausarrest bis hin zu anderen Maßnahmen reichen, die eigentlich dazu führen sollten, dass sich das Kind in seiner Freizeit mehr mit Schule beschäftigt, aber häufig eine Flut an weiteren negativen Assoziationen zum Thema auslösen. So bleiben schlechte Noten manchmal ein komplettes Schuljahr unentdeckt bzw. werden verheimlicht, um im Heim kein Drama auszulösen.
Dass Angst, Geheimnisse und Lügen kein erwünschtes Resultat einer gelungenen (zumindest nach außen hin) Erziehung sind, leuchtet uns allen ein. Doch wie kann man sich nun wirklich „korrekt“ verhalten, um die Vertrauensbasis nicht zu beschädigen und vielleicht trotzdem mehr Motivation zu vermitteln? Das beim nächsten Mal.
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein
Kommentar schreiben