Das letzte Mal habe ich mich gefragt, warum es einem als Schüler_in in den Ferien oft so vorkommt, als würden einem die Eltern nicht das kleinste bisschen Freizeit vergönnen. Sitzt man in der Wohnung und zockt, heißt es, „geh doch raus“, wenn man den ganzen Tag mit Freunden verbringt und erst später nach Hause kommt, scheint das plötzlich auch nicht in Ordnung zu sein. Ständig hört man, man solle sich an das lange Aufbleiben und Ausschlafen, die Spontaneität, das viele Eis und andere paradiesische Zustände „nicht gewöhnen“, weil „der Ernst des Lebens“ einen bald wieder heimsuche. Hockt man einfach nur daheim und fadisiert sich, passt das scheinbar auch nicht.
Warum machen Eltern sowas? Nun, die Sommerferien der eigenen Kinder erinnern selbst den griesgrämigsten Papa an seine eigene Schullaufbahn und daran, wie viel Spaß auch er in ihrer wohlverdienten Freizeit hatte. Auch für jetzige Eltern war die Schule damals der Inbegriff von allem, was mit Herausforderungen, Anstrengung und Strapazen zu tun hatte – danach landeten sie allerdings in der Arbeitswelt und bemerkten, wie schön die Zeit in der Schule wirklich war. Den eigenen Kindern wünscht man natürlich nur das Beste und wird reagiert womöglich nicht immer angemessen, wenn die undankbare Brut bis Mittag schläft, bei gemeinsamen Aktivitäten über Langeweile klagt, permanent Unterhaltung fordert oder den ganzen Tag mit Freunden unterwegs ist, wo man sich doch extra Urlaub für sie genommen hat. Man möchte, dass seine Kinder die Ferien so bewusst, sinnvoll und dankbar nutzen, wie es einem erst möglich ist, wenn man sie richtig zu schätzen weiß. Liebe Eltern, nur Geduld - die große Einsicht folgt bekanntlich nach der Schulzeit.
Eure Stephanie Gaberle, Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein
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