Ich hatte letzte Woche im Grazer Stadtpark einen Tratsch mit einem befreundeten NMS-Unterstufen-Englischlehrer, mit dem ich mich emsig über didaktische Ansätze unterhielt.
Er nutzt im Unterricht viele alternative Methoden zum Frontalvortrag, wie zum Beispiel Peer Teaching und World Cafès, und irgendwann kamen wir auf das Thema zu sprechen, wie man als Lehrperson am besten reagieren sollte, wenn die Klasse eine Frage stellt, die man auf die Schnelle nicht beantworten kann. Sei es ein Fremdwort, ein wirres Grammatikdogma oder eine völlig aus dem Zusammenhang gerissene Wissbegier der Schüler_innen über die genauen Umstände der Lokalisierung und Behandlung von schwerkranken Seeadlern (True Story).
Das heißt natürlich nicht, dass sich mein Pädagogenbekannter nicht genug auf seinen Unterricht vorbereitet, meiner Meinung nach, und ich habe ihm einmal zugeschaut, macht er seine Sache sehr gut. Wenn er aber einmal etwas nicht weiß, gerät er nicht in Panik und gibt gefährliche Halbwissen-Antworten, sondern gibt den fragenden Schüler_innen den Auftrag, das selbst leise zu recherchieren. Er sagt, man kann davon ausgehen, dass diese Information durch den persönlichen Zugang beim eigenständigen Suchen meistens auch behalten wird. Außerdem bleibt man ehrlich und authentisch, was die Schüler_innen schätzen. Denn auch der berühmte Philosoph Sokrates hat schon erkannt, dass man mit folgendem Grundsatz weiter kommt als mit dem Vortäuschen von Wissen: „Scio nescio – ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Eure Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin für Englisch, Deutsch und Latein.
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