Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, meine 6-jährige Cousine von der Schule abholen zu dürfen. Die kleine Maus geht auf eine Privatschule, die, ohne nähere Angaben machen zu wollen, irgendwo im Nirgendwo liegt.
Plötzlich stand ich mit meinem Auto mitten im Wald, hatte bei einem danach auftauchenden traumhaften Sonnenuntergangpanorama kurz das Gefühl, in ein Wurmloch gefallen zu sein und rechnete ständig mit weißen Kaninchen. Die Welt, die sich mir in einem pittoresken Setting bot, hatte nichts mit dem zu tun, was ich aus meiner Schulzeit kenne. Es erinnerte mich, ohne das ansatzweise negativ zu meinen, irgendwie an meinen alten Kindergarten.
Die Schüler_innen hatten quasi kompletten Freigang (wo sollten sie auch hin..) und turnten, tobten und tollten im herbstlaubbedeckten Garten herum. Pädagog_innen suchte ich zunächst vergeblich, bzw. erkannte ich sie nicht, weil sie erstens sehr jung waren, zweitens entspannt ratschend neben dem ganzen Szenario standen und drittens keineswegs den frustrieren, mahnenden „Lehrerblick“ aufgesetzt hatten, der wohl jedem, der eine öffentliche Schule besucht hat, anhand verschiedener unterrichtsführender Individuen noch gut in Erinnerung ist. Irgendwie erschienen sie mir wie wohlwollende große Schwestern.
Meine Cousine rannte nach einer kurzen, enthusiastischen Begrüßung im Speedgalopp los, um ihr Hab und Gut zu holen und die Lehrer_innen winkten mir freundlich zu. Auf meine Frage hin unterhielten wir uns kurz darüber, warum über den Garderobenhaken vor den Klassen keine kleinen, niedlichen Identifikationssymbole angebracht seien, das System hatte mir nämlich immer gefallen.
Eigentlich wollte ich sie mit Fragen zu alternativen Unterrichtsmethoden überhäufen, aber das folgende Gespräch hätte länger gedauert und ich wusste ja nicht, wie schnell die Zeit im Wunderland verfliegt. Außerdem hatte meine Cousine Hunger, also beschloss ich, stattdessen sie ein wenig zu interviewen. Das Ergebnis gibt es beim nächsten Mal.
Stephanie Gaberle,
Nachhilfelehrerin für Englisch und Deutsch
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