Meine beste Freundin wird in ihrer Arbeit nach dem absolvierten Studium sehr oft mit Menschen konfrontiert. Nicht nur mit „normalen“ Menschen. Nein, regelmäßig auch mit unseren ehemaligen Professor_innen, mit denen es seit Jahren keine Berührungspunkte gab. Dabei entdeckte sie etwas Interessantes.
In unserer teilweise von Selbstzweifeln, Existenzkrisen, Druck und nackter Prüfungsangst geprägten Schulzeit war der Lehrkörper ein unangetastetes, hoheitliches Gremium. Worte seiner Mitglieder waren Dogmen, ihre Missgunst ein Versagen unseres Geistes.
Immer suchte man den Fehler bei sich, keine Entscheidung wurde infrage gestellt, Konsequenzen sofort akzeptiert. Man hatte das Gefühl, nur ein kleinlautes, nichtiges Etwas zu sein, das sich mit dem Ende der durchschwitzten Gymnasiumkarriere mit sofortiger Wirkung auf ewig aus dem Gedächtnis der vermeintlichen Obrigkeit ausradiert.
Dem ist aber wohl nicht so. Wie meine beste Freundin mittlerweile empirisch belegen kann, scheinen sich bis jetzt alle bei ihr auftauchenden Lehrer_innen verblüffenderweise an ihren Namen zu erinnern – egal, ob sie uns unterrichtet hatten oder nicht. Keine Spur mehr von der drohenden Autorität, dem Schweißausbrüche hervorrufenden scharfen Blick, dem kalten Ton in der Stimme. Nun sind wir am Investigieren. Mal ganz abgesehen davon, dass unsere Ex-Biologielehrerin keinen Tag gealtert zu sein scheint: Warum sind gerade die furchterregendsten Professor_innen auf einmal zuckersüß zu meiner besten Freundin?
Liegt das daran,
a) …dass sie ihr Studium abgeschlossen hat und nun „wie eine Erwachsene“ behandelt werden kann?
b) …dass sie in einem Sektor arbeitet, in dem man sich als Kundschaft prinzipiell keine Feinde machen möchte?
c) …dass besagte Lehrer_innen mittlerweile seelisch ausgeglichen sind, da sie in der Schule erfolgreich einen Machtkomplex kompensiert und die eigenen psychischen Komplexe an den Schüler_innen ausgelassen haben?
d) …dass sämtliche Panik, die wir in der Schulzeit ausgestanden haben, nur ein subjektives, aufgeschaukeltes Einbildungskonstrukt unsererseits war?
Cliffhanger.
Ich bin offen für Anregungen.
Stephanie Gaberle,
Bloggerin bei Easy Success
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